Mittwoch, 21. März 2007

Annoncierter Verwechslungsreigen

Theater Bagage präsentierte seine Premiere zum Maxdorfer Theaterfrühling

Zum Maxdorfer Theaterfrühling präsentierte Theater Bagage seine Premiere „Do sinn Sie do richtisch!“ im voll besetzen Saal des Carl-Bosch-Hauses.

Der Schwank von Boulevard-Erfolgsautor Marc Camoletti gewinnt durch die pfälzer Mundart urige Vitalität und kommt so rasant in Fahrt, dass kein Halten mehr ist. Für Theaterspaß pur is mer do voll richtisch.

Was von den Bagage-Amateuren an aberwitziger Komik geboten wird, stellt Profi-Ensembles locker in den Schatten. Der Schauplatz ist die Wohnung von Isadora Wasserburg. In ihrer Glanzzeit war sie ein Revue-Star und davon zehrt sie immer noch. In feuerroter Perücke oder abenteuerlichem Turban flattert Christine Wiebauer rund um ein Sofa in rosenholzfarbenem Samt, auf dem sich das Kommende zur Hauptsache abspielen wird. Es wird darauf viel männliche Nacktheit geben – nicht solche, wie Sie jetzt denken, obwohl sich die gezeigte durchaus sehen lassen kann. Die exzentrische Isadora beschäftigt eine Olga von der Unerschütterlichkeit der russischen Steppe – das pseudorussische Pfälzisch von Reni Rohe-Haberfellner ist exquisit – und beherbergt die Untermieterinnen Carola und Charlotte. Die eine ist Malerin und füllt die Wohnung mit Terpentin-Gestank, die andere ist Pianistin und füllt sie mit Geklimper. Um beide loszuwerden, beschließt Isadora, sich aufs Land zurückzuziehen. Sie sucht einen Mieter per Annonce. Auch die Untermieterinnen annoncieren. Carola in Gestalt von Monika Bengel ist eine laute resolute pfälzer Hausfrau, die ihr ultimatives Meisterwerk angeht wie den Frühjahrsgroßputz. „Das Gastmahl des Spartakus“ soll es heißen; sie braucht dafür ein gut gebautes Mannsbild als Modell. Der stillen empfindsamen Charlotte – Sabine Asal-Frey – rät die erfahrene Olga, es mit einer Annonce zu versuchen, um Schüler zu gewinnen. Wo Frau allseits annonciert, will Olga nicht abseits stehen und sucht einen Heiratskandidaten. Schon erscheint der erste Annonce-Mann auf der Bildfläche: Bin isch do richtisch? Jo nadierlisch, heißt es sogleich – und natürlich ist er da falsch. Statt die Wohnung vorzuführen, muss Isadora ziemlich schockiert, aber keineswegs angewidert Muskeln anfühlen und Posen begutachten, zum Schluss gar noch den Adonis massieren, nachdem der mit einem Krampf zusammengebrochen ist. Zwischenzeitlich wurde von mehreren Seiten über Entlohnung gefeilscht und die durchgeistigte, sehr auf das Theoretische bedachte Klavierlehrerin hat Gelegenheit, lädierte Hände zu bedauern. Spartakus – Ralf Bengel -, professionelles Akt-Modell und gewerkschaftlich organisiert, entkleidet sich zielstrebig und selbstbewusst. Die anderen drei Herren, die nach und nach zögerlich eintreten, werden unfreiwillig von der herrischen Carola entkleidet, die herumkommandiert wie ein Metzgergeselle, der eine Sau kaufen will.

Der penible Dünne mit Blumenstrauß – Uwe Hörner – widersteht lange erfolgreich. Sogar die Mütze behält er auf, weil er einen Schnupfen hat. Aber der Kräuterschnaps der gastfreundlichen Isadora, die den idealen Mieter gefunden zu haben glaubt, heizt ihm ein, dass er lallend vom Sofa sinkt. Wenn schon der agile Geschäftliche – Hans Peter Michel -, der abschlussfreudig aufkreuzt, weiblicher Befehlsgewalt nichts entgegenzusetzen hat, bleibt dem begriffsstutzigen Schüchternen – Wolfgang Weißler – nichts weiter übrig, als blind zu gehorchen.

Das alles ist von Uwe Hörner schrill, aber nicht zu schrill, deftig, aber nicht zu deftig inszeniert – also gerade richtig und komisch, dass sich die Balken biegen. Maxdorf genoss seinen vierten Theaterfrühling. Der nächste kommt bestimmt.