Mittwoch, 11. März 2009

Mit der Hemshof-Partei auf Stimmenfang

MAXDORF: Das Ensemble Theater Bagage leitet Theaterfrühling mit Premiere ihres neuen Stücks ein

Gleich zwei vergnügliche Abende bereitete das Theater Bagage seinen Zuschauern zum Auftakt des Maxdorfer Theaterfrühling mit der Premiere ihrer Pfälzer Mundartkomödie „Wann isch was zu sache hätt..." im Carl-Bosch-Haus.

Anlässlich des Superwahljahrs 2009 nimmt Verfasser Günter Blank ironisch die Politikverdrossenheit, die auch am Ludwigshafener Szeneviertel, dem Hemshof, nicht spurlos vorübergeht, in einer munteren Komödie ins Visier. Die Politik im Allgemeinen und die Lokalpolitik im Besonderen ärgert das Hemshöfer Ehepaar Ottilie und Sebastian Fuchs (Monika Bengel und Hilmar Kühn). Auch Ottilies Bruder Hans Gans (Wolfgang Weißler), der Nachbar Franz Hohlemohl (Günter Blank) und die Emanze Maria-Elisabeth Thaleischbachweiler-Rittmannsberger (Reni Rohe-Haberfellner) haben die Nase voll von der Politik.

Alle fühlen sich schlecht regiert. „Iwwerall gehert mol frischer Wind noi. Alle Politiker reden blos chinesisch mit de Leit", ist die einhellige Meinung. So fassen die unzufriedenen Bürger angesichts der bevorstehenden Kommunal-, Europa- und Bundestagswahlen den gemeinsamen Plan: „Mir grinden unser eigeni Bardei". So erblickt im Wohnzimmer der Familie Fuchs die „Hemshof- Pardei" - kurz HP - das Licht der Welt.

Als juristischer Berater und Spitzenkandidat soll Rechtsanwalt Johannes Nett (Jürgen Walter) dem neuen Zusammenschluss zum Erfolg verhelfen. Unter der bewährten Regie von Uwe Hörner entwickeln sich beim mitreißenden und pointenreichen Rollenspiel rund um den Wahlkampf vergnügliche Ideen zu den eigenen politischen Zielen. Die Frage „Wofür oder wogegen soll man sein?" steht im Raum. „Welche Vorschläch, Ufgaben, Plän un heeße Eise, Wünsch un Vorschläch, sollen Stimme oifange, vun de annere Etablierte abgrenzen?", sind Fragen über Fragen, die nur allzuoft mit dem Lieblingsspruch der Ehemänner - „Wann isch was zu sache hätt" - beantwortet werden.

Was sich die neue Partei auf ihre Fahnen schreibt, um ihren Stadtteil nach vorne zu bringen, ist breit gefächert. Eine Einkaufstraße soll her oder noch besser ein internationales Kulturzentrum. Ein Eroscenter, das die ganze Nacht geöffnet hat, wäre auch nicht schlecht. Und die beste Idee von allen hat Ottilie Fuchs. Sie schlägt vor, den Wählern eine Rücknahmegarantie zu geben. „Wann mer unser Versbreche net in äm Johr umsetze, grigge se ihr Stimm" zurück."

Die Organisation der Wahlkampfkampagne mit Langzeitaktionen und Plakaten bringt Alltag, Haushalt und Familienleben zum Erliegen. Nachdem die Männer Ermüdungserscheinungen zeigen, wird Ottilie Fuchs zur absoluten Spitzenkandidatin ernannt. Als der Wahltag schließlich heranrückt, landet die neue Partei einen Überraschungserfolg. Ottilie Fuchs kann bei der ersten Hochrechnung 53 Prozent der Stimmen verbuchen. Doch auf den Jubel folgt eine überraschende Wendung. Für seine humorvolle Aufführung erntete das Ensemble langen Applaus.