Mittwoch, 31. März 2010

Theater Bagage feiert Theaterfrühling mit pikanter Komödie

Maxdorf: „Ä paar Pund zuviel" erntet beim Publikum viele Lacher und Zwischenapplaus - Seit zehn Jahr

Zum zehnten Mal wurde in Maxdorf Theaterfrühling mit dem Theater Bagage gefeiert. Im Carl-Bosch-Haus zeigte das Ensemble die pikante Mundart Komödie „Ä paar Pund zuviel", die manchen Zwischenapplaus und viele Lacher erntete.

„Bagage", das französischen Wort für Gepäck, ist ganz schön hintersinnig. Schnell kommt heraus, dass die neu angereisten Gäste der Diätklinik „Zum schlanken Reh", einiges mitschleppen. Nicht nur ihr Köfferchen, sondern auch das Gepäck, das auf der Hüfte und in der Seele drückt. „Ä paar Pund zuviel" hat selbst die Leiterin Karin von Steinmann (Reni-Rohe-Haberfellner), die in ihren Räumen ungeniert nach Kassen- und Privatpatienten sortiert.

Wohlfühlen sollen sich jedoch alle. Rot und Orange sind in ihrem Institut die dominieren Farben die Harmonie versprechen und den Körper ins Gleichgewicht bringen sollen. Doch Bewegungstherapie durch den Yoga Meister Obi Wang (Siegfried Kralik) und „Yoghurt mit Orangeschnizzelcher" überzeugen die Damen nicht wirklich.

Nach und nach reisen sie also an. Das junge „Schnokerippche", Heidi Krämer (Claudia Thom), amtierende Weinprinzessin aus Kallstadt, die noch schlanker werden will, weil sie nach der Pfälzer-Wein-Königskrone in Neustadt schielt und Melanie Witten (Martina Schaub), die sich zu einer Diät gegen René durchgerungen hat. Der Freund und Intendant des Mundartstars einer Hemshofbühne, zieht nicht nur das Talent, sondern auch die weiblichen Reize einer Kollegin vor.

Gabi Bauer (Christine Wiebauer), deren Freunde Gabrielle zu ihr sagen dürfen, ist da ein anderes Kaliber. Aus Hettenleidelheim angereist, mischt das Verkaufsgenie und Privatpatientin mit Zusatzversicherung die Truppe auf. Und als die resolute Rentnerin Luise Müller (Angelika Dietrich) ihr Zimmer in der Klinik bezogen hat, ist die Gruppe komplett. Fast jedenfalls. Denn Luise reist nicht ohne ihren Sohn Peter (Uwe Hörner), der, trotz seiner 39 Jahre, nichts von Frauen versteht, die „nix an und nix drunner habbe".

Pikant ist sie also, die Komödie der Autoren Klaus Kessler und Jan-Christoph Matthies. Und gemeint ist damit nicht das Essen in der „Vital-Ecke". Eher schon die Glamour Frauen im Negligé oder die Anspielungen auf die nahe Nachbarschaft „Zum springenden Hirsch", wo männliche „Dienstleister" subtil auf ausgehungerte Frauen eingehen.

Doch auch Peter hat Hunger und stillt ihn mit Fischen aus dem Aquarium der Hausherrin. Damit das nicht so bleiben muss, versprechen ihm Heidi, Melanie und Gabrielle „Naschwerk" zu nächtlicher Stunde. Auch Karin von Steinmann bietet ihm lasziv ihre „Äpfel" und mehr an. Mit Mamas Suche nach Peter haben die Damen jedoch nicht gerechnet und ein heiteres Versteckspiel nimmt seinen Gang.

Am Ende geht Peter mit der jungen Weinprinzessin davon und die reiferen Damen fühlen sich wie „alte Modelle", was sie nicht hindert, mit Schnaps und den springenden Hirschen durch die Nacht zu schwärmen. Ihre Pfunde haben sie nicht verloren, dafür Freundinnen als herzliche „Bagage" gefunden, mit der sie im kommenden Jahr wieder ausgelassen kuren wollen.

Regisseur Uwe Hörner hat die Figuren so ausgewogen gut begleitet, dass die Präsenz aller Akteure, auch mittels Technik (Tobias Kraus), zum fröhlich-professionellen Spiel wird. Claudia Thom und Siegfried Kralik verliehen dem Stück sanften Charme, während Martina Schaub und Angelika Dietrich mit Herz und Seele ihre Pointen ins Publikum schickten.

Reni Rohe-Haberfellner glänzte besonders als kokette Sexy-Hexi und Gabi Bauer spielte mit schillerndem Schwung die magisch patente und züngelnde Gabrielle. Fabelhaft Uwe Hörner als Peter, der liebevoll einfältig das Publikum begeisterte, das im ausverkauften Saal mit viel Zwischenbeifall und herzlichem Applaus dankte.